Dieser Artikel in Kürze
- Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) stellte den aktuellen Altersvorsorge-Index vor
- In repräsentativen Stichproben wurden rund 2.000 Menschen in Deutschland und rund 800 Finanzexperten befragt
- Kurzarbeit und Arbeitsplatzängste verunsichern zunehmend
- Rund ein Drittel der Bürger sieht Auskommen im Alter gefährdet
- Selbständige mit mehr Reserven als viele Unternehmen
Der aktuelle Altersvorsorge-Index DIVAX-AV des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) zeigt: Die Corona-Krise wirkt sich zunehmend auch im Bereich der Altersvorsorge auf das Stimmungsbild der Bürger aus. So ist der Index im Frühjahr 2021 gegenüber Herbst 2020 von -1,4 auf -2,0 leicht gesunken.
Unter den Bundesländern ist die Stimmungslage zur Altersvorsorge am besten in Schleswig-Holstein, Schlusslicht ist Brandenburg. Das sind Ergebnisse der jüngsten Umfrage im Auftrag des DIVA, an der 2.000 Bürgerinnen und Bürger sowie über 800 Finanzberater teilgenommen haben.

Auswirkungen auf die Altersvorsorge werden zunehmend bewusst
„Bei fast jedem fünften der befragten Bürger (18,5 %) hat sich die finanzielle Absicherung im Ruhestand in den letzten drei Jahren verschlechtert. Natürlich spielt dabei Corona eine Rolle“, erläutert Professor Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA die Entwicklung. „Denn durch Kurzarbeit verringern sich die Einzahlungen in die gesetzliche Rente. Das wird den Menschen zunehmend bewusst.“
Beim Blick in die Zukunft geht mehr als jeder Zweite von Einbußen bei der gesetzlichen Rente aus.
Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA
„Beim Blick in die Zukunft geht für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre mehr als jeder Zweite (55 %) von Einbußen bei der gesetzlichen Rente aus. Hierin dürfte sich auch wiederspiegeln, dass in einigen Bereichen wie zum Beispiel in der Hotelbranche in größerem Ausmaß Insolvenzen und Arbeitslosigkeit drohen,“ so Prof. Dr. Michael Heuser.
Wegen drohender Einbußen bei der gesetzlichen Rente nutzt bereits gut die Hälfte derjenigen, die wegen Corona weniger ausgeben, dieses Geld für eine Aufstockung ihrer privaten Altersversorgung.
Private Rentenversicherung mit Garantie, selbstgenutzte Immobilie, fondsgebundene private Rentenversicherung sowie aktienbasierte Anlagen gehören laut der aktuellen Befragung zu den beliebtesten Formen der Altersvorsorge.

Selbstständige robust
Aufschlussreiche Ergebnisse liefert eine Sonderbefragung von Selbstständigen. 46,5 % davon haben durch Corona Umsatzeinbußen erlitten, die Hälfte davon mehr als 50 % des Umsatzes. 10 % der Selbstständigen wurde trotz Beantragung staatliche Hilfe verwehrt. Von den 26,3 % der Selbstständigen, die solche Hilfen erhalten haben, geht die Hälfte (50,7 %) davon aus, dass diese nicht ausreichen werden.
„Rund ein Drittel der Selbstständigen muss auf ihre Altersvorsorge zurückgreifen, aber sie können ihre Existenz – anders als bilanzierende Unternehmen – eine Weile auch durch Rückgriff auf Reserven im privaten Bereich aufrechterhalten. Das ist ein starkes volkswirtschaftliches Argument für Selbstständigkeit. Man hätte sich gewünscht, dass der Staat den Selbstständigen mehr unter die Arme greift. Die staatlichen Hilfen werden schließlich aus Steuermitteln finanziert. Und zu denen tragen die Selbstständigen nicht unerheblich bei!“, so Prof. Heuser.